Donnerstag, 16. August 2012

Elfentochter (H. Black)


Ein Mädchen. Ein Elfenritter. Ein Buch, das ich lieber nicht gelesen hätte.

"Als die 16-jährige Kaye eines Nachts im Wald einem rätselhaften Fremden begegnet und ihm das Leben rettet, öffnet sich ihr eine neue Welt. Geheimnisvolle Erinnerungen aus ihrer Kindheit holen sie ein - und Kaye macht eine erschütternde Entdeckung: In Wahrheit wurde sie als Elfe geboren, nicht als Menschenkind! Roiben, der schöne, undurchsichtige Elfenritter, und ihre eigene Bestimmung verstricken Kaye in das größte Abenteuer ihres Lebens."
Ja, dieser Klappentext klingt an sich gar nicht schlecht! Der geneigte Leser schlägt also das Buch auf und liest als Erstes, dass die Protagonistin tief den Rauch ihrer Zigarette inhaliert. Na gut, darüber kann ich noch hinweg sehen, nicht jede Hauptfigur muss meinem Idealbild entsprechen...
Sehr schnell kristallisiert aber heraus, dass es sich bei "Elfentochter" nicht um die Aufwärmung klassischer Fantasy-Klischees handelt, vielmehr versucht sich die Autorin an einem Mix, der sowohl unsere "normale" Welt wie auch fantastische Elemente beinhaltet.

Hier findet sich auch schon mein größter Kritikpunkt: Als Fantasy-Liebhaber stoße ich auf gewisse Schwierigkeiten, wenn ich mir einen dunklen Elfenritter in modernen Lederstiefeln vorstellen soll.
Falls ihr euch für dieses Buch interessiert, solltet ihr nun diesen Artikel verlassen, denn ich komme nun zu einem Kurzüberblick des Inhalts. Wollt ihr also selbst noch die Nase hineinstecken, dann lest nicht weiter, denn sonst ist auch der letzte Rest Spannung zerstört, der sich möglicherweise noch aufbauen könnte.
Die rauchende und trinkende Kaye lebt also mit ihrer ebenfalls rauchenden und trinkenden Mutter zusammen, mit der sie aufgrund erfolgloser "Ich-werde-ein-bekannter-Rockstar" Allüren von Stadt zu Stadt zieht. Nachdem sie in die Stadt zurückkehrt, in der sie ihre Kindheit verbracht hat, dauert es nicht lange, bis Kaye -auch ohne Alkohol und Zigaretten- die Bekanntschaft eines dunklen Elfenritter namens "Rath Roiben Raye" macht. Sprecht diesen Namen spaßeshalber laut aus und ihr werdet sehen, dass sich auch das letzte Stückchen Fantasyfeeling in Luft auflöst. Kaye erlangt uneingeschränkte Macht über Rath [...], da sie seinen wahren Namen kennt. Klar, dass er nicht will, dass dieser bekannt wird. ;)

Zurück zur Handlung!
Sie rettet also dem Elfenritter mit dem klangvollen Namen -mir ist schon klar, warum er im Klappentext nur Roiben genannt wird-  das Leben, weil dieser aus purem Zufall in einem Waldstück herumliegt, an welchem sie vorbei kommt. Die Handlung schlängelt ich so dahin: Kaye stellt fest, dass sie kein Mensch sondern eine Pixie mit Flügeln und grüner Hautfarbe ist. Sie wurde als Baby von den Elfen als Wechselbalg gegen ein Menschenkind ausgetauscht. Dieser raffinierte Plan hat natürlich einen tieferen Sinn!
Alle sieben Jahre wird ein Opfer gebracht, welches die freien Geister dem unseligen Hof -eine Institution, deren Daseinszweck dem Leser nicht ganz klar ist- darbieten, natürlich in Form eines menschlichen Wesens. Den Masterplan zu durchschauen, den die freien Geister ausgetüftelt haben, gestaltet sich als schwierig:
Da Kaye ja in Wirklichkeit eine Pixie und kein Mensch ist, soll sie angeblich geopfert werden und so gleichzeitig die Veranstaltung sabotieren, wodurch wiederum die freien Geister nicht mehr an den unseligen Hof gebunden werden.
Rath [...] gehört dem unseligen Hof an, was jedoch nicht immer so war, ursprünglich gehörte er zum seligen Hof und wurde dann in einem "Mein bestes Pferd gegen deines"-Verfahren gegen den ersten Ritter des unseligen Hofes ausgetauscht.
Bereits an dieser Stelle ist klar, dass das Buch nicht gerade durch seine nachvollziehbare und schlüssige Storyline besticht.
Erwähnenswert ist wohl auch der homosexuelle SM-Liebhaber Cornelius, kurz Corny, ein Freund Kayes, dessen Funktion sich mir nicht ganz erschlossen hat. Möglicherweise dient er dazu, von der eigentlichen Geschichte abzulenken...

Kommen wir jetzt zum Showdown!
Drei Personen kennen also Raths [...] vollen Namen: Die unselige Königin, Kaye und -durch einen dummen Zufall- der böse erste Ritter des seligen Hofes, der aus unerfindlichen Gründen ständig am unseligen Hof herumhängt.
Diese drei Figuren ordnen nun Befehle an, denen Rath [...] Folge leisten muss und die sich -natürlich- widersprechen. Nach großem Durcheinander ist dann die unselige Königin endlich tot, jedoch hat sich der erste Ritter des seligen Hofes nun zum neuen unseligen König aufgeschwungen.
Kurz darauf erfährt der Leser auch noch, dass die selige Königin mit dem unseligen König gemeinsame Sache gemacht hat.
Ist das nicht unglaublich?
Niemals hätte ich an ihrer Integrität gezweifelt, wo sie doch unseren Liebling Rath [...] wie einen Gegenstand zur Paktbesiegelung benutzt hat.
Nach diversem Hin und Her wird dann der unselige König getötet.
Von wem?
Genau! Von dem SM-Typen, der mit ihm was am Laufen hatte, dann aber ausgenutzt wurde! Das also war seine Aufgabe!
Rath [...] nutzt die Gunst der Stunde und macht sich selbst zum König des unseligen Hofes und bindet die freien Geister, die in der Zwischenzeit in der "normalen" Welt für Chaos gesorgt haben, in einem neuen Pakt an sich.
Achja, und Kaye kommt natürlich mit ihm zusammen.

Fazit:

Das Buch entsprach überhaupt nicht meinen Vorstellungen und die Symbiose zwischen Alltag und Fantasy ist in meinen Augen nicht geglückt. Die Story wirkt stark konstruiert und an keiner Stelle des Buches kommt das entsprechende "Fantasy-Feeling" auf, außerdem fehlt mir die Spannung. Eine nette Idee sind die Zitate, mit denen jedes Kapitel beginnt, allerdings bleibt mir ihr tieferer Sinn im Bezug auf die Handlung verschlossen.

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